ACM stellt sich auf die Seite von Picnic: „Supermarkt-Tarifvertrag ist nachteilig für Online-Supermärkte und Verbraucher“


Sollten Online-Supermärkte wie Picnic den Tarifvertrag für „normale“ Supermärkte einhalten? Ginge es nach der niederländischen Verbraucher- und Marktaufsichtsbehörde (ACM), bliebe die von der Regierung gewährte Ausnahmeregelung für den Sektor bestehen. Ohne diese Ausnahmeregelung wäre der Wettbewerb erschwert, und das würde den Verbrauchern schaden, argumentiert die Wettbewerbsbehörde.
Die niederländische Verbraucher- und Marktbehörde (ACM) hat einen Brief an den scheidenden Minister Van Hijum (Soziales) geschrieben. Er muss bald entscheiden, ob die Ausnahmeregelung für Online-Supermärkte verlängert wird. Bisher galt der Supermarkt-Tarifvertrag nicht für Unternehmen wie Picnic und Flink, und sie konnten unter anderen Bedingungen arbeiten.
Aus Gründen der Transparenz wurde dieser Brief am Donnerstag veröffentlicht, sagte ACM-Sprecher Rick van Tol gegenüber RTL Z, er sei aber bereits im Juni verschickt worden. Es handele sich um eine Empfehlung für das Kabinett, das aber letztlich selbst entscheiden müsse, fügte Van Tol hinzu.
Nicht fairMit diesem Brief greift die niederländische Verbraucher- und Marktaufsichtsbehörde (ACM) in einen langwierigen Rechtsstreit ein. Picnic bezeichnet sich selbst als „Supermarkt auf Rädern“ und arbeitet unter anderem anders als ein normaler Supermarkt, da es keine physischen Geschäfte gibt. Die Mitarbeiter werden daher nach einem Tarifvertrag für den E-Commerce-Lebensmittelsektor entlohnt.
Die Gewerkschaften FNV und CNV widersprechen dem. Sie argumentieren, dieser Tarifvertrag sei für die Arbeitnehmer ungünstiger als der für „normale“ Supermärkte – beispielsweise, weil Arbeitnehmer im zweiten Tarifvertrag Zulagen für Wochenendarbeit erhalten. Online-Supermärkte seien jedoch ebenfalls Supermärkte und sollten daher unter denselben Tarifvertrag fallen.
Dem hat das Gericht in Arnheim kürzlich zugestimmt, allerdings für den Tarifvertrag bis zum 1. Juli 2023. Denn für die Zeit danach, bis zum 1. Juli dieses Jahres, galt eine Ausnahme – eine sogenannte Dispens –, die im vergangenen Jahr von der ehemaligen Ministerin Karien van Gennip gewährt wurde.
Van Gennip erklärte den Supermarkt-Tarifvertrag für allgemeinverbindlich, das heißt, er gelte für die gesamte Branche, machte jedoch eine Ausnahme für Online-Supermärkte. Er hoffte, dass Gewerkschaften und Unternehmen selbst eine Lösung für die Tariffrage finden würden. Bisher ist dies jedoch nicht gelungen; die Online-Supermärkte hoffen sogar, auch für ihren jüngsten Tarifvertrag eine Ausnahmeregelung zu erhalten.
Der E-Commerce-Tarifvertrag macht es für Unternehmen wie Picnic tatsächlich etwas günstiger. Sie haben einen Wettbewerbsvorteil.
Sollte Picnic dem Supermarkt-Tarifvertrag unterliegen, würde dies zu steigenden Arbeitskosten führen, so das Unternehmen. Welche Auswirkungen das auf die Preise hätte, ist noch unklar. Laut der niederländischen Verbraucher- und Marktaufsichtsbehörde (ACM) hat Picnic jedoch „seine Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen einer möglichen Allgemeinverbindlichkeit des LMB-Tarifvertrags auf seine Geschäftstätigkeit geäußert“. Offenbar fällt es Picnic schwerer, im Wettbewerb zu bestehen, wenn es dem Supermarkt-Tarifvertrag unterliegt.
Große KettenLaut der niederländischen Verbraucher- und Marktbehörde (ACM) ist es wichtig, dass Unternehmen wie Picnic den Supermarktmarkt mit neuen Initiativen aufmischen. Derzeit dominieren nach Ansicht der ACM einige wenige Ketten den Markt.
Der Wettbewerb zwischen Supermärkten führe zu niedrigeren Preisen für die Verbraucher und verbessere die Qualität von Produkten und Dienstleistungen, so die niederländische Verbraucher- und Marktbehörde (ACM). Sie verweist auch auf den aktuellen „Fokus auf Existenzsicherheit im Allgemeinen und hohe Lebensmittelpreise im Besonderen“. Eine Übersicht des Verbraucherverbands von Mitte Dezember zeigte übrigens, dass nur die Supermärkte Poiesz und Spar teurer waren als Picnic.
In diesem Video gehen wir auf die Supermarktpreise ein und decken auf, wer wirklich die Fäden zieht.
RTL Nieuws